Am Mittwoch, dem 27.11.2019 hielt Frau Dr. hab. Joanna Osiejewicz, Assoziierte Professorin an der Universität Warschau und Direktorin des Forschungszentrums für Internationale Rechtskommunikation am Institut für spezialisierte und interkulturelle Kommunikation an der Fakultät der angewandten Sprachwissenschaften, eine Vorlesung zu dem Thema Zeugenvernehmung für Interessierte und Rechtswissenschaftler.
Die Vorlesung begann mit einer kurzen Vorstellung der Dozierenden und ihrer Vita durch Dr. Attila Vincze. Darauf folgend übergab dieser das Wort an Frau Dr. Osiejewicz, welches sie nutzte, um sich noch einmal kurz vorzustellen und dann auch gleich mit der Vorlesung zu beginnen.
Sie begann die Vorlesung mit einem kurzen historischen Exkurs zu dem ersten Experiment zur Verlässlichkeit von Zeugenaussagen, welches 1901 in Berlin durchgeführt wurde. Diese Einleitung nutzte sie dann auch gleich, um direkt in das Thema des Abends einzusteigen.
So führte Frau Dr. hab. Osiejewicz die Anwesenden durch folgende Themen: der Zeuge und sein Gedächtnis, die Schwäche von Augenzeugenberichten sowie die Beeinflussung von Augenzeugen. Die Ereignisbeobachtung hänge von vielen unterschiedlichen Faktoren ab und beeinflusse somit auch die Rekonstruktion des Ereignisses.
Weiter ging es dann mit der Schwäche von Zeugenaussagen. Denn bei unserem Gedächtnis handele es sich nicht um eine Festplatte, auf der Erinnerungen einfach abgelegt werden, sondern vielmehr um einen Rekonstruktionsprozess, welcher sich durch neue Kontexte wandeln kann.
Am Ende der Vorlesung wurde die Beeinflussung der Zeugenaussagen in den Mittelpunkt gestellt. Verschiedene Verhörmethoden und -stile hätten unterschiedliche Einflüsse auf die Aussagen, welche die Zeugen tätigen. In diesem Zusammenhang stellte Frau Osiejewicz auch einige Methoden vor, derer sich der Verhörende bedienen kann, um eine Zeugenaussage so wenig wie möglich zu beeinflussen.
In der anschließenden Diskussion wurde vor dem Hintergrund des gerade Gelernten eifrig über den Wert und Nutzen von Zeugenaussagen diskutiert. Es wurde außerdem über die unterschiedlichen Forschungsstände zu dem Bereich Rechtskommunikation im angelsächsischen Raum und in Kontinentaleuropa sowie über die unterschiedlichen Herangehensweisen bei Verhörpraktiken gesprochen. Zum Abschluss teilte Frau Osiejewicz dann noch einige selbstgemachte Erfahrungen mit den Anwesenden.
Patrick STÜCKL